Geschichten in der Beratung – Teil 1 Erfolgsgeschichten

Ich liebe es in der Beratung Geschichten zu erzählen . Im ersten Blogbeitrag einer Miniserie über das Geschichten erzählen in der Beratung, geht es um Erfolgsgeschichten. Passend dazu als Medienempfehlung dieser TED-Talk zum anschauen oder anhören.

Karen Eber argumentiert in ihrem Talk, dass das Geschichten erzählen auch in Unternehmen weitere Verbreitung finden muss, denn nur wenn überzeugende Geschichten erzählt werden gelingt es Daten und Fakten mit Leben zu füllen und zu überzeugen. Geschichten haben nämlich einen entscheidenden Vorzug gegenüber einem Vortrag von Zahlen, Daten und Fakten.

Über eine lebendig erzählte Geschichte gewinnt man Aufmerksamkeit und Konzentration anderer Menschen leichter, als über eine rein logische Argumentation. Denn Geschichten aktivieren das ganze Hirn. Dies liegt darin begründet, dass wir Menschen Geschichten viel einfacher erinnern können und die Form des Geschichten Erzählens über Assoziationen ganz ähnlich funktioniert, wie das Gedächtnis im Gehirn, welches ebenfalls mit Assoziationen arbeitet. Das Gehirn spiegelt die gehörte Geschichte. Dies geschieht bei Datenkolonnen nicht. Storytelling erschafft im Gehirn eine künstliche Realität und durch die entstehende Empathie mit der oder dem Geschichten Erzählenden wird bei den Zuhörenden Oxytocin ausgeschüttet, ein Hormon, dem stressregulierende Eigenschaften zugeschrieben werden.

Für Eber ist eine Geschichte (sie hätte besser von Erfolgsgeschichten sprechen sollen) durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Passender Kontext
  • es geht um einen zu bewältigenden Konflikt
  • für die Zuhörer muss es eine Wirkung haben, etwas, dass sie aus der Geschichte mitnehmen können, eine Geschichte soll eine Idee aufbauen und Werte vermitteln
  • Unerwartetes muss geschehen, um mit Spannung und Spannungslösung zu arbeiten

Um gute Geschichten erzählen, solle man sich also Fragen:

  • welches Problem möchte man Lösen
  • was sollen die Leute durch die Geschichte denken und fühlen
  • was sollen sie nach der Geschichte anders machen wollen

Karen Eber nutzt diese Art von Geschichten, wenn es darum geht mit Führungskräften für Firmen Erfolgsgeschichten zu entwickeln. In diesem Zusammenhang macht auch ihr sehr enges Bild von einer guten Geschichte Sinn. Es wird eine große verbindende Geschichte erzählt, an die Menschen andocken sollen und die ganz direkt einen richtigen Weg aufzeigt.

Erfolgsgeschichten in der Beratung

Ganz wichtig bei diesem Beratungsansatz ist, dass diese Geschichten nicht durch die/den Coach erzählt werden. Erfolgsgeschichten sollten entwickelt werden. Es müssen die Erfolgsstories der Klient*innen sein. Es muss ihre Geschichte sein. Entwickelt aus ihren Ressourcen, aufbauend auf ihren Stärken und mit ihnen selbst als Hauptperson.

Es geht in diesem Fall nicht darum eine Geschichte zu erfinden, sondern sich auf die Suche nach den eigenen Geschichten zu machen und diese gegebenenfalls neu zu erzählen. „… das hat mich damals zwar ganz schön aus der Bahn geworfen, aber sonst wäre ich heute nicht …“
Auf diese Art die eigene Geschichte neu zu erzählen und zur Erfolgsstory zu machen wird ganz besonders in Ben Furmans Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“ eingegangen.

Eine Geschichte beeinflußt nicht nur wie andere über die Erzählenden denken, sondern verändert auch das Denken der Erzählenden. Wir sind zu einem großen Teil die Geschichten, die wir uns und anderen über uns selbst erzählen.

Je mehr und je häufiger wir bestimmte Begebenheiten berichtet, desto manifester werden sie und desto stärkere Auswirkungen haben sie. Man vergegenwärtige sich etwa bestimmte Geschichten, die innerhalb der Familie oder im Freundeskreis immer wieder über eine Person erzählt werden, den Schwank oder die Anekdote, welche zur charakteristischen Erzählung über eine Person werden und bestimmen wie diese gesehen wird („ja, ja, der ist so einer…“).

Meister der Erfolgsgeschichten

Oder man denke daran welche extremen Auswirkungen die Geschichten haben, die Donald Trump erzählte. Diese wurden durch dauernde Wiederholung für einen Teil der Amerikaner zu einer parallelen Realität.
Dreht man es um wird aus: Erzähl mir eine Geschichte : Geschehe mir (m)eine Erzählung.

Ein viel sympathischerer Meister der Erfolgsgeschichten war Heinz von Foerster. der z.B. im Interviewbuch „Teil der Welt – Fraktale einer Ethik“ über seine Biographie spricht. Von Foerster wirkt dabei immer locker, eloquent, fit und als ginge ihm alles ganz leicht von der Hand. Er erzählt aus seinem Leben in kleinen Geschichten und Anekdoten und keine dieser Geschichten entbehrt seinem Wiener Charme, einer Leichtigkeit und eines Witzes. Und Heinz von Foerster berichtet in den Geschichten seines Lebens nie von Schmerz, Scheitern und Hunger, und wenn doch, dann nur wenn es darum ging wie er diese überwinden konnte.

Diese Geschichten hat er sich nicht erst bei dem Interview mit Monika Bröcker für das Buch ausgedacht. Sie sind Anekdoten, seine eigenen Schwünge, die er sich und anderen immer wieder über sich selbst erzählt hat (z.B. in Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners oder in diversen Interviews und Dokus, welche z.B. auf YT zu finden sind).

Wie viel es ausmacht, wenn wir die gleiche Geschichte immer wieder erzählen, kannst du übrigens auch in dieser Medienepfehlung über klassische Experimente der Psychologie nachsehen (false memory ).

Nachtrag: Vor kurzem wieder zu hören (Mai 21) kam ein guter Beitrag von 2013 über die Heldenreise. Wie werden diese Heldengeschichten idealtypisch erzählt, welchen Plots folgen sie und wie kann man sich Heldengeschichten selbst mischen. Eine Anleitung wie sie Frau Eber bestimmt gefallen würde 🙂