Strategien gegen rum-trumpen

Flatearther und rum-trumpen sind Wörter die sich erst unlängst in meinen Wortschatz geschlichen haben. Es geht letztlich um die Frage wie mit Personen umzugehen ist, die anscheinend jeglichem common sense widersprechen und Behauptungen aufstellen, die offensichtlich falsch sind oder zumindest nicht von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung geteilt werden.

Die Erde ist eine Scheibe – flatearther

Im Podcast „der Boden der Tatsachen“ bin ich vor Kurzem darüber gestolpert, dass es Menschen gibt, die behaupten die Erde sei eine Scheibe. Auch wenn diese Behauptung schwer aus dem Stehgreif zu widerlegen ist und der allgemeinen Anschauung entspricht, ist es doch seit einigen hundert Jahren allgemein anerkanntes Wissen, dass die Erde eben keine Scheibe ist. Natürlich habe auch ich mir das noch nicht live von Außen angesehen, aber ich habe Vertrauen zu den Leuten, die uns Fotos von der Erde von oben geschickt haben.

Konstruktivisten ist bewusst, dass alle Menschen ihre eigene Wahrheit haben. Aber normalerweise äußert sich die eigen Wahrheit in unterschiedlichen Sichtweisen in Konflikten, divergierenden Meinungen in Teams und ähnlichem. Dies ist Alltag und viele gestehen Anderen eine andere Sicht zu, aber wie ist es wenn im Wahrsten Sinne des Wortes unser Weltbild in Frage gestellt wird? Wie sprechen wir mit absoluten Ignoranten?

Nur ich habe Recht. Rum-trumpen

Was tun wir wenn wir mit offensichtlichen Lügen konfrontiert werden? Wenn wir Personen begegnen, die Fakten abstreiten, einzig ihre Meinung anerkennen und auf ihr bestehen? Die diese Meinung gerne auch mit sexistischen, rassistischen und abwertenden Kommentaren garnieren? Welche Argumente kann man vorbringen, wenn die andere Person gar nicht an Argumenten interessiert zu sein scheint?

Oder kurz: Wie verhält man sich gegenüber Menschen, die einfach nur rum-trumpen?

Genau diese Frage muss sich auch eine Frau wie Hillary Clinton gestellt haben, als sie in ihren Fernsehduellen auf einen Präsidentschaftskandidaten traf, der nicht geneigt war die Auseinandersetzung auf dem Feld der Argumentation zu führen. Donald Trump überzeugte viele Amerikaner, es waren aber wohl nicht seine Argumente die überzeugten.

Mit Ignoranten sprechen

Peter Modler anlaysiert in seinem Buch „Mit Ignoranten sprechen“ anhand der Auseinandersetzung zwischen Clinton und Trump wie sich zwei verschiedene Kommunikationstypen begegnen, die eine Auseinandersetzung auf völlig verschiedenen Ebenen führen.
Und vor allem gibt er Tipps wie man auf eine rum-trumpende Kommunikation reagieren kann.
Modler unterscheidet zwischen „high talk“ (Clinton, Argumente, horizontal, schnell, kompliziert) und „move talk“ bzw. „basic talk“ (Trump, vertikal, Positionierung im Raum, symbolisch, kurz, langsam, laut). Während Clinton extrem gut auf Fakten vorbereitet war und vor allem durch Argumente zu überzeugen versuchte, nahm sich Trump mit raumgreifenden Bewegungen, abwertenden Grimassen und extrem verkürzten Aussagen („wrong!“) die Bühne.
Modler vertritt die These, dass Menschen die vorwiegend vertikale Kommunikationsmuster benutzen auch in diesen abgeholt werden müssen. Alle Kommunikationsformen seien nämlich wirksamer Teil der menschlichen Kommunikation und Personen stören vor allem durch move talk und basic talk wenn für sie Rangfolge und Rangfolge und Hierarchie ungeklärt seien. Er empfiehlt daher sich in den Situationen in denen vertikal kommuniziert wird ebenso des move talk und basic talk zu bedienen und knappe, betont langsame Rangaussagen zu treffen, z.B. „Ich bin die Chefin des Einkaufs … Sie sind Vorstandsmitglied … Ihr Verhalten ist unangemessen … Ich werde jetzt weiter machen“

Modlers Top Ten Tipps im Umgang mit Ignoranten – einschließlich sich selbst

  1. Eigene Sprachgewohnheiten hinterfragen – auch außerhalb der eigenen Schicht sprechen können
  2. Moralische Empörungsreflexe herunterfahren – die eigene Art zu kommunizieren nicht für besser halten
  3. Kommunikation außerhalb von Argumentation wahrnehmen
  4. Das Offensichtliche aussprechen, gerade wenn es stockt – z.B. sie unterbrechen mich gerade
  5. Keine Zuhörbereitschaft voraussetzen
  6. keine Panik bei Unsachlichkeit – nicht beleidigt abbrechen, sondern auf basic talk mit basic talk reagieren
  7. Die Schönheit eines Patts wahrnehmen – sich nicht immer selbst für die Lösung verantwortlich fühlen
  8. Langsam siegen – systematische Pausen kein hektisches Sprechen
  9. Höflichkeit relativieren
  10. nicht rechtfertigen wenn Machtspiele inszeniert werden

Das Buch von Dr. Peter Modler ist 2019 im Campus Verlag erschienen. Es ist zudem bei einigen Streamingdiensten werbefinanziert zu hören.