M.C. Escher, Grafiker der Konstruktivisten

Wer irgendwie mit den Themen Systemik, Konstruktivismus oder Kunst befasst ist, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen in den Mediatheken von Arte und ZDF vorbeizusehen. Dort findet sich gerade der wunderbare Dokumentarfilm M.C. Escher – Reise in die Unendlichkeit des Regisseurs Robin Lutz aus dem Jahre 2018. Der Film porträtiert das Leben und kreative Schaffen des Ausnahmekünstlers Maurits Cornelis Escher (1898-1972).

Eschers Grafiken wurden in den 60er Jahren weltberühmt und der wunderbar aufwendig animierte Film zeichnet nach, wie Musiker (Mick Jagger, Pink Floyd) und die Hippie Bewegung den Grafiker für sich entdeckten, der Treppen, die gleichzeitig aufsteigen und hinabgehen entwarf, paradoxe Landschaften und surreale Stadtszenen skizzierte und Metamorphosen druckte, in denen sich Vögel zu Fischen und wieder zu Vögeln transformieren. Diese Surrealität traf den psychedelischen Zeitgeist.

Escher konnte mit den Wertschätzung durch die „außer Kontrolle geratene Jugend von heute“, mit Pop-Art und Drogen gar nichts anfangen und verstand nicht warum ihm die Wertschätzung entgegen gebracht wurde. Er sah sich viel mehr als Grafiker, der in seinen Arbeiten wissenschaftlichen Phänomenen auf die Spur gehen wollte, z.B. indem er in seinen Arbeiten grafisch das Problem der Unendlichkeit in einer definierten(/endlichen) Fläche anging . Er unterhielt Korrespondenz mit dem Mathematiker Coxeter ,der sein Interesse für Geometrie teilte und suchte in seinen Arbeiten nach Parallelen zur Relativitätstheorie Einsteins oder philosophierte über die selbstähnlichen Motive in Bachs Musik.

Dieses gleichzeitig künstlerische, kreative wie wissenschaftliches Herangehen verbindet ihn mit den Konstruktivisten und Systemikern. Es sind dieselben Prinzipien, die seinen Arbeiten und den Arbeiten der Konstruktivisten zugrunde liegen: Selbstähnlichkeit, Selbstreferenz, Iterationen. Es ist also nicht verwunderlich, dass viele konstruktivistische und systemische Klassiker sich den Illustrationen des Mannes bedienten der von sich behauptete „weder Künstler noch Mathematiker zu sein, sondern irgendwo dazwischen zu schweben“. M.C. Escher, der Grafiker der Konstruktivisten.