10 Probleme digitaler Beratung in VR

VR hat nicht nur Vorteile. In diesem Artikel bespreche ich die größten Probleme welche bei Beratung in VR (noch) in Kauf genommen werden müssen. Zugleich gebe ich Ausblicke in die Zukunft.

  1. Die Technik: Es muss ein stabiles W-Lan vorhanden sein und natürlich eine Brille (s. 2). Bisher habe ich aber auch bei eher unterdurchschnittlichen Internetverbindungen nur geringe Performance-Einbußen festgestellt. Zudem sollte klar sein, dass sich die Technik beständig weiterentwickelt. Man muss bereit sein auf dem aktuellen Stand zu bleiben und wie bei anderen technischen Geräten auch immer mal wieder zu investieren.
  2. Noch haben nur sehr wenige Personen eine eigene VR Brille. In der Regel muss eine VR Brille also verliehen werden. Ein versicherter Hin-und Rückversand kostet zwar nur etwa 10 Euro, lässt aber keine spontanen Sitzungen zu. Zudem führt die Notwendigkeit von Leihbrillen dazu mit Stand Alone Brillen zu arbeiten. Diese sind bei weitem nicht so leistungsfähig wie Brillen mit angeschlossenem High End PC.
  3. Die Brillen erfordern eine Anmeldung mit einem Benutzerkonto. Dieses Benutzerkonto gibt man mit der Brille aus der Hand. Setzt man die Brille vor jeder Nutzung z.B. mit einem factory reset zurück muss der oder die Klient*in vor der Beratung ein eigenes Nutzer*innenkonto anlegen und sich auch in der App, welche für die Beratung genutzt wird, ein eigenes Konto anlegen.
  4. Im Gegensatz zur Arbeit über Videokonferenzen fällt die Möglichkeit das echte Gesicht zu sehen weg. So können wir nicht mehr die Mimik unseres Gegenübers lesen. Die Wahrnehmung der Stimme und die Gestik werden um so wichtiger. Diese Hürde wird in einigen Jahren gegebenenfalls aber auch genommen sein, wie das unten stehende Video aus der facebook Forschungsabteilung zeigt.
  5. Es braucht einige Zeit und Übung bis sich die Klient*innen und natürlich auch die Beratenden an die Technik und Steuerung z.B. des Avatars gewöhnt haben. Auf Seiten der Beratenden erfordert das eine gewisse Expertenschaft, um sicher in die Bedienung einführen zu können und bei technischen Problemen unterstützen zu können.
  6. Das Thema Datenschutz ist wie überall im digitalen Raum zu beachten. Während es im Bereich Videochat, E-Mail und Messenger einige wenige sehr gute und DSGVO konforme Anbieter gibt, ist diese Auswahl im Bereich VR nicht in diesem Maße gegeben. Gerade amerikanische Tech-Giganten wie Facebook sind besonders im Bereich VR engagiert. Ein Beispiel ist die sehr aktuelle Kritik von Datenschützern an Oculus, welches zukünftig nur noch mit einem Facebook Konto funktionieren soll. Aufgrund drohender Klagen von deutschen Datenschützern wird die Firma vorerst keine weiteren Brillen auf dem deutschen Markt anbieten (Spiegel online).
  7. Es steht (noch) keine professionelle App die alleine für virtuelle Beratungen programmiert wurde zur Verfügung. Ich nutze zur Zeit eine allgemein verfügbare Social Chat App.
    Viele der oben dargestellten Probleme ließen sich über eine professionelle App lösen.
  8. VR Brillen sind wenig komfortabel. Die Brille wiegt etwa ein halbes Kilogramm. Nach einer Stunde haben die meisten Menschen erst einmal genug.
  9. Es kann durch die dreidimensionalen Bewegungserfahrung bei gleichzeitigem Sitzen auf dem Boden zu leichtem Schwindel oder Übelkeit kommen. Zudem kann die eingeschränkte Wahrnehmung der real existierenden Umgebung zu Unfällen führen.
  10. Die Grafik ist bei weitem noch nicht so ausgereift wie bei den PC Headsets. Die Umgebung wirkt (noch) nicht fotorealistisch. Zudem muss zur Grafik allgemein und speziell in der von mir genutzten Anwendung angemerkt werden, dass diese sehr auf junge Gaming affine Jugendliche ausgelegt ist. Viele Umgebungen als auch Avatare sind in einem Comic bzw Manga Stil. Dieses wird sich mit der fortschreitenden technischen Entwicklung und der allgemeinen Professionalisierung aber sicherlich rasch ändern.

Alle Artikel rund um VR in der Beratung gibt es hier.

Mimik in Virtual Reality