Bei der Vorstellung der Podcastepisode über Helm Stierlin ist mir aufgefallen, dass ich einen Beitrag vom SWR, den ich schon vor etwa einem halben Jahr gehört habe noch gar nicht vorgestellt habe.
Systemische Methoden im Wandel. Der Name sagt alles. Im Podcast geht es darum, wie sich die systemische Therapie, die als Familientherapie gestartet ist, sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Zu Beginn der systemischen Therapie in den 70ern war das Novum nicht mehr nur mit den TrägerInnen einer „psychischen Auffälligkeit“ zu arbeiten, sondern mit der ganzen Familie. Die „Störungen“ wurden nicht mehr nur auf die einzelne Person bezogen, sondern auf die gestörte Kommunikation innerhalb der Familie.
Durch den gesellschaftlichen Wandel vom primären Bezugsystem der klassische Familie hin zu Patchworkfamilien, viele Single-Haushalten oder Paaren ohne Kinder kam es zu einem Wandel des Settings in der Beratung/Therapie, so würde heute sehr viel mit Einzelpersonen oder Paaren gearbeitet. Die klassischen Methoden und Grundannahmen der systemischen Therapie wie zirkuläres Fragen, Timelines und Genogramme kommen dabei weiterhin zum Einsatz.
Der Podcast ist vor allem stark als Einführung für Personen, die bisher noch keinen Bezug zu systemischen Herangehensweisen haben, da z.B. die Methoden sehr kurz und anschaulich vorgestellt werden. Für KennerInnen der systemischen Therapie fühlt sich der Beitrag aber doch recht oberflächlich an und auch der aufgezeigte Wandel von der Familientherapie hin zu Einzelpersonen ist evident. Hier hätte ich mir mehr Tiefe, gerne auch nur in einzelnen Aspekten, wie der kurz angeschnittenen multisystemischen Therapie oder gewünscht, aber dazu hat der SWR dankenswerterweise einen eigenen Beitrag.
Als Erkenntnisperle bleibt für mich der kurze Einspieler über Helm Stirlins Hamlet Aufführung (etwa ab min 14), die daran erinnert, wie schön eine spielerische Grundhaltung und eine große Portion Selbstironie ist. Eine Erinnerung wie wichtig Grundhaltung und nicht nur Methode ist.
.